Das Flipp Flopp Problem

Tage wie diese

Das Flipp Flopp Problem
Das Flipp Flopp Problem

Hier lebt er, hier liebt er, hier wohnt er. Der freiheitssuchende, naturgebundene, das Haar vom Wind zerzauste, vollbärtige, letzte Freibeuter der Meere. In den Einwanderungs- und Zollbehörden dieser Erde. In diese Ämter muss er jedes Mal, wenn er mit seinem Schiff ein Land verlassen oder in eines einreisen will. Man wird wohl kaum einen Seemann treffen, der nicht unzählige Geschichten im Petto hat.

Das hier kennt jeder: Wenn man mit dem Flugzeug in ferne Länder fiegt, sitzen da die grünen oder blauen (oder sonstig farbig bekleidete) Männchen, die einen prüfend anschauen um dann, nachdem man versucht, krampfhaft ein Lächeln zu erzwingen, dir ihren Stempel in den Pass drücken.

Hier nun ein kleiner Schwank aus unserem Seglerleben – Auf der Jagt nach dem Stempel.

Es ist soweit. Nach 6 Wochen Indonesien zieht der Ozean uns wieder zu sich. Der Wind lässt schon morgens die gehisste Deutschlandflagge kräftig flattern, es kribbelt in den Fingern. Gut gelaunt verstauen Hannes und ich alle nötigen Unterlagen für Zoll- und Einwanderungsbehörden. Dabei sind Pässe, Bootsregistrierung, Zollbestätigung, Crewliste, und Segelerlaubnis. Vorher wurde in mühseliger Google-Suche das nächste Amt ausgespäht. Wie genau wir dahin kommen? Passt schon! Jedenfalls ist es zu weit zum Laufen. Zähneknirschend muss ein Taxi bestiegen werden. Hier sind immer schwer erlernte Handelskünste erforderlich. Aber das ist eine andere Geschichte…

Also, auf zu den Behörden, aber wieso fahren wir auf einmal so lange? Bei Googlemaps sah das irgendwie näher aus! Na, der Taxifahrer wird schon wissen, was er macht – denken wir und werden prompt übers Ohr gehauen. Der typische Touristenaufschlag inklusive Extrameilen. Na dafür sehen wir was von der Stadt…

Das Kantor Imigrasi hat 3 Etagen. Die nette Informationsdame schickt uns in die 2. Etage.  „Please sit down“. Wir werden aufgerufen. Missbilligend fällt der Blick des zuständigen Beamten auf unsere kurzen Shorts, dann weiter nach unten – Die Flipp Flopps. Mist, schon wieder nicht daran gedacht! Es ist auch einfach zu warm für Jeans, lange Hemden und festes Schuhwerk. “Beim nächsten Mal! Versprochen!“ antworten wir wie aus einem Munde, nachdem er kurz überlegt, uns deswegen nach Hause zu schicken. „Ok, 1. Etage, halbe Stunde!“

Erleichtert warten wir knappe 2 Stunden, bevor wir wieder aufgerufen werden. Neuer Beamter, erneuter Blick auf unsere Garderobe. Irgendwas stimmt mit einem Dokument nicht. Dritte Etage. Drei Stunden Wartezeit. Da haben wir doch glatt vergessen, uns auf Bali auszuchecken und ein erneutes Einchecken in Jakarta wäre dann auch notwendig gewesen. Aber, sind wir nicht immernoch im selben Land? Hmm. Der Crew-Wechsel ist das Problem. Unser temporärer zweiter Maat Marcel, der mit uns von Darwin nach Bali gesegelt und von dort aus wieder in die Heimat geflogen ist, steht noch auf der Liste. „Big problem!“ Wir können heute nicht absegeln. Zwei „Kantor Imigrasi“ Beamte geben uns eine Mitfahrgelegenheit zurück auf unsere Marianne und suchen im Boot nach Marcel, der sich da ja vielleicht versteckt hält und schon sein neues Leben in Indonesien plant. Fehlalarm, wir kriegen einen neuen Termin in der Einwanderungsbehörde für den nächsten Tag.

Nächster Tag. Wir sind brav, tragen trotz der 30 Grad im Schatten marineblaue Anzüge. Nach sieben Stunden Beine in den Bauch sitzen auf diversen Etagen ist es dann soweit: Second Chief Officer konnte seinen First Chief Officer endlich überzeugen. Er präsentiert uns stolz zwei blaue, noch feuchte, dreieckige Stempel. Leider haben wir keine Geschenke für seine gute Arbeit. Man kann ja mal fragen…

Naja, Tage wie diese. Jeder bringt wieder ein neues Abenteuer mit sich. Aber es macht ja auch Spaß, oder? Und jetzt ab auf’s Boot und „Klar zum hissen des Groß?“

 

(Dieser Artikel wurde vor Abreise geschrieben, automatisch veröffentlicht und ist deshalb auch ohne Stempel gültig.)

Senf dazugeben