Ich liege auf einer kleinen Pritsche in zwei Metern Höhe. Meine Füße hängen heraus und mein Körper wird ordentlich durchgeschüttelt. Nicht so, dass ich Angst hätte aus dem schmutzigen Bett zu fallen, aber doch genug, um nicht richtig einschlafen zu können. Ich wünschte es wäre dunkel. Doch leider haben die Menschen unter mir vergessen das Licht auszumachen und ich möchte nicht schon wieder mein Hemd auf dem Weg nach unten durchschwitzen, das gerade zum vierten Mal getrocknet ist und schon steht, Dank einer dicken Salzkruste. Es sind geschlagene 43 Grad Außentemperatur um ein Uhr nachts und trotz der bereits 24-stündigen Zugfahrt im nichtklimatisierten „Grand-Trunk-Express“ (wobei das „Express“ nur ironisch gemeint sein kann…), liegen noch zehn Stunden vor uns.
Irgendwie vergeht die kurze Nacht schließlich doch und schon beginnt wieder der Alltag im Zug von Chennai nach Neu Delhi. Menschen mit Sitzplätzen steigen über Menschen ohne Sitzplätze, um sich die Zähne putzen zu gehen. Alle fünf Minuten schleppt ein Zugbegleiter entweder riesige Körbe mit Wasserflaschen, Kisten mit Chicken Tandoori oder andere schwere Dinge durch die überfüllten Gänge. Dazu brüllt er pausenlos den Namen seiner feilgebotenen Waren in einer Lautstärke, die den Fahrtlärm noch zu übertönen vermag. Während der unzähligen Stopps steigen weitere Händler ohne Uniform dazu. Sie müssen ihre Bananen, Kokosnüssen oder Gurken innerhalb eines Halts unter die Menschen bringen, ohne sich jedoch von den Menschen mit Uniform erwischen zu lassen. Kreuzen sich ihre Wege aber zufällig, entspringt eine Diskussion, deren Lautstärke wahrscheinlich noch im Zugwagen zu vernehmen ist. Dazu gesellen sich gelegentlich schwer bewaffnete Polizisten.
Wir sind Dank unserem Rostocker Besuch glücklicherweise zu dritt und machen, was drei Leute mit viel Zeit in einem hinduistischen Zug eben tun: Rummischen aus Cola-Flaschen trinken, Zigaretten auf der Toilette rauchen und Skat spielen.
Mutige Männer fragen uns nach unserer Herkunft, junge Frauen werfen uns verstohlene Blicke zu und nur die drei Kinder neben uns fangen eine längere Unterhaltung mit uns an. Wir bestellen zwei Tüten Popcorn bei einem ohne Uniform für unsere Sechsergruppe und bekommen als Dank von der indischen Hälfte noch süße Kekse angeboten. Kartentricks lassen Kinderaugen leuchten und unsere mangelnden Sprachkenntnisse ufern in großes Gelächter aus.
Schließlich steigen wir ziemlich gerädert aber glücklich mit hunderten anderen Pilgern um zwei Uhr nachts in Agra aus. Jetzt müssen wir nur noch eine billige Bleibe suchen und dann dürfen wir morgen endlich zum zehnfachen regulären Eintrittspreis das Taj Mahal besichtigen. Touristen zahlen hier eben mehr und Kühe weiden auf der Straße im Müll.
Hört sich richtig anstrengend an diese Fahrt. Ich glaub ohne Rum und Zigaretten steht man das als Europäer auch nicht durch, oder?=)
Viel Glück euch weiterhin!
Mannomann Jungs, ich werde so verdammt neidisch jedes Mal wenn ich euren Blog lese!
Take care and watch out for bad food ;).
Liebe aus Åland
Moin,
falls ihr es noch nicht ins Taj Mahal geschafft habt. Lauft einmal komplett rum (Weg geht durch die Stadt und kann mit fragen und ein bisschen Orienterungssin gut gefunden werde) um die Moschee. Dahinter ist keine bzw. eine super kurze Warteschlange und es sind nicht so viele Händler, Guides etc. Wobei eine Führung doch ganz sehenswert ist.
Viel Spaß und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.