Manchmal läuft aber auch gar nichts! Eigentlich wollten wir schon vor drei Tagen los, jetzt hängen wir hier immer noch in Simons Town fest und müssen wohl auch noch zwei weitere Nächte verbringen, bis wir endlich los nach Brasilien können.
Ich meine, wir kennen das Spielchen ja eigentlich schon. Wir setzen einen Tag der Abreise fest und fangen dann viel zu kurzfristig an, das Boot für die Überfahrt klar zu machen. Normalerweise kommen wir dann aber wenigstens den nächsten, oder übernächsten Tag los. Jetzt haben wir schon drei Tage Verspätung und das, wo wir doch pünktlich in Brasilien sein müssen, damit Benni seinen Rückflug zur Hochzeit seines Cousins noch erwischen kann!

Es fing schon so seltsam an. Eines Tages bekomme ich eine Mail von den netten Leuten von Istec, die sich dazu entschlossen haben, uns ihren super coolen Parasailor zur Verfügung zu stellen. Wir können unser Glück kaum fassen, schließlich hatte Bordratte Rudolf unseren alten Spinnaker total zerfressen und für die Strecke über den Atlantik mit seinen stabilen, achterlichen Winden ist dieses Segel einfach perfekt. Das Segel wurde extra designed für Weltumsegler-Paare. Das passt doch wie die Faust auf’s Auge – wir haben schon hier im Yachtclub den Pärchenrabatt bekommen. Als ich dann aber mit Alex telefoniere, stellt sich leider heraus, dass wir abfahren müssen, bevor er den Parasailor nach Kapstadt schicken kann. Eine Woche können wir nicht warten, denn Benni muss ja rechtzeitig in Rio sein, um seinen Flug nicht zu verpassen. Der Countdown läuft…
T minus 48 Stunden

T minus 24 Stunden

T


T + 24 Stunden
Irgendwie weiß niemand so richtig Bescheid, wie das jetzt mit dem Ausklarieren läuft. Bis vor einem Monat konnte man das noch bequem, hier in Simons Town machen, aber nun ist alles anders. Angeblich muss man wohl mit dem Boot in einer der beiden Marinas in Kapstadt sein. Dann bekommt man einen Zettel, dass man alle seine Hafengebühren bezahlt hat und diesen gibt man dann beim Zoll ab und darf dann das Land verlassen. Das Problem an der Sache: Dorthin fahren dauert mindestens einen Tag uns außerdem verlangen die Herren in Kapstadt 100 Euro, nur um kurz mal anzulegen.

Wir fahren also mit dem Zug mal wieder nach Kapstadt. In einem der beiden Yachtclubs beschreibt man uns dann den Weg zum Immigration-Office. Nur hier raus aus dem Hafen und dann fünf Minuten weiter, soll wohl das Büro sein. Nach einer viertel Stunde und einem Gelände, das nicht so aussieht, als würde es hier irgendetwas geben, kommt ein Auto an und wendet vor uns. Der Typ kurbelt sein Fenster runter und weiß wohl, wo wir hin müssen und will uns sogar mitnehmen. Auf der zehnminütigen Fahrt erzählt er uns, dass er erst gar nicht mit uns reden wollte, weil er dachte, dass wir Heroinabhängige wären, die ihn nach Geld für die nächste Unterkunft anbetteln. Ansonsten stellt sich heraus, dass er ein Musiker ist und so tauschen wir kurz Kontakte aus, als er uns am Immigration-Office rauslässt. Nur leider dem falschen. Die Jungs dort, verraten uns eine andere Adresse. Wir schnappen uns also ein Taxi und fahren zurück, zurück zu dem Ort, wo uns der Musiker eingesammelt hat. Besten Dank für nichts also. Wir durchqueren Hinterhöfe und finden endlich den Eingang und verlassen denselben eine weitere Stunde später mit Stempeln in unseren Pässen.
Als wir dann endlich auch das Customs-Office finden, will dieser Typ den Zettel vom hiesigen Yachtclub haben, dass wir bezahlt haben. Jetzt entscheidet sich, ob wir noch hier hersegeln und bezahlen müssen, oder nicht:
„Wo ist euer Boot? Im Royal Yacht Club?“ – „Ja klar.“ – „Wo ist euer Zettel?“ – „Den wollten die Leute vom Immigration-Büro haben…“ – „Mh, nagut.“
Glück gehabt. Schon unterschreiben und stempeln wir eine Armada von Papieren und sind draußen. Wir dürfen fahren.
Während ich mich auf den Weg nach Hause mache und schon mal ein paar Netze im Boot anbringe, um unser Gemüse hängend lagern zu können und Druckstellen zu vermeiden, hat Benni noch etwas ganz anderes vor. Er muss noch mit dem Zug nach „Century City“ fahren und unseren Laptop aus der Reparatur holen. Leider nicht repariert, da das bestellte Ersatzteil defekt war. Dann nehmen wir den Haufen Schrott eben noch mit auf den nächsten Kontinent. Nach vier Stunden ist der Captain dann auch endlich im Yachthafen.
T + 48 Stunden

Keine 100 Meter später bekommen wir die Antwort. Nein, es ist nicht gut. Aufgrund des ungewöhnlich hohen Drucks auf dem Ruder und der hohen Geschwindigkeit, kann Benni das Steuer nicht mehr halten, es verkantet sich und wir fahren gegen eine schwimmende Barriere. Nicht so schlimm, denn die Dinger sind aus weichem Gummi. Da fasst sich der Schlepper ein Herz und fährt viel zu schnell an unsere Marianne, kann seine Geschwindigkeit nicht drosseln und drückt mit der scharfen Kante seines Außenbordmotors in unseren Rumpf.

Also, was machen wir jetzt? Ach ja. Wir hatten unsere letzten Südafrikanischen Rand in Bier investiert. So hängen wir uns in die Koje, schauen Filme, schwängern die Luft mit Rauch und genießen unsere Investitionen. Mal schauen, wann wir los kommen…
Nachtrag:
Der Motor läuft, das Loch ist zugekleistert und wir sind startklar! Jetzt aber wirklich – wir sehen uns in Brasilien!

Auha … Da ging ja mal alles schief… Wünsche
Euch eine wenig weitere komplizierte überfahrt
. Bin in Gedanken oft bei euch
Bis bald hoffentlich .
Bin ab Anfang April wieder in Kanada
Häuser bauen
Meld dich mal
Peace Out
Hannes