Letzter Stopp vor Brasilien: F.B.Y.C Kapstadt

Plötzlich ging alles ganz schnell: Der Wetterbericht in Knysna sagte voraus, dass der Wind innerhalb der nächsten 2 Tage auf Ost drehen würde. Zwar mit bis zu 35 Knoten, aber das sollte unser Dickerchen wohl aushalten können. Da wir ja keinen Windmesser haben und uns bisher bei viel Wind immer darum gestritten haben, ob das nun 20, 30 oder mehr Knoten wären, konnten wir Dank Vorhersage endlich mal unser Windgefühl kalibrieren.

309786_534138469944465_2042067091_nObwohl es in der Featherbay von Knsyna zum Zeitpunkt des Ankerlichtens komplett Windstill war, gestaltete sich die Ausfahrt doch etwas schwieriger, als gedacht. Zwischen zwei riesigen Felsen führt eine schmale Fahrrinne aus der Bucht. Dicht auf unserer Steuerbordseite mahnten uns schroffe Felsen, nicht zu nah zu kommen, doch auf der Backbordseite sah es auch nicht viel besser aus: Bis zu 2 Meter hohe Wellen brachen an dem Riff, das den Kanal zur anderen Seite hin begrenzt.

Es wurde also mächtig wackelig an Bord und ein paar unserer “gut verstauten” Wasserkanister wollten nicht mehr an ihrem angewiesenen Platz bleiben. Doch der Käpt’n bewies gutes Augenmaß und so verließen wir die Bucht, wie wir sie vorgefunden haben und waren schon wieder auf offener See. Nur noch ein paar Meilen Indischer Ozean vor uns.

SONY DSCEine leichte Brise kitzelte an unserer Genua und zog uns hinaus zur letzten Etappe nach Kapstadt. Natürlich versiegte das Bisschen Wind dann zur Nacht komplett und wir frusteten bis zum Morgengrauen und schickten Flüche in die Segel, sich doch endlich wieder zu füllen. Auch unsere Drohungen, wir würden ohne zu zögern den Motor wieder anschmeißen, wurde mit einem leichten “flapp flapp” abgetan. Wir schnappten uns also den nächst besten Dieselkanister und entleerten ihn komplett in den Tank. Mit der linken Hand am Zündschlüssel und einem bösen Blick gen Himmel spürte ich dann auf ein Mal doch, wie mein Deckhaar etwas durcheinander kam. Geht doch Wind!

Picture 32Dieser wollte uns dann auch nicht mehr verlassen und drehte pünktlich zum Montag auf Ost – mit zunehmender Stärke. Während wir also überglücklich die Wellen hinabsurften und von links nach rechts geschaukelt wurden, glaubte ich, einen Delfin im Wasser gesehen zu haben. Aber einen komischen… ich hatte ihn nur aus dem Augenwinkel bemerkt und irgendetwas war seltsam an diesem Ding. Ein paar Stunden später tauchte dann noch mal so ein Exemplar aus dem Wasser auf, um kurz Luft zu schnappen und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Eine Robbe! In Südafrika! Später sollten wir dann erfahren, dass es hier auch Pinguine gibt.

Dienstag Nacht dann auf ein Mal der Temperatur-Sturz. Während wir vorher unsere Schichten draußen noch in Unterhose und Schlafsack absolvieren konnten, mussten wir nun dickes Geschütz aus der hintersten Ecke des Schrankes auffahren. Mit langer Jeans, Pullover und Windjacke durfte ich dann um drei Uhr meinen Dienst im Cockpit antreten. Doch schon nach zwei Stunden wollte uns Mr. Vee nicht mehr auf Kurs halten. Der Wind hatte so stark zugenommen, dass wir trotz 2-mal gereffter Fock in Böen immer noch übertakelt waren. Doch 25 Meilen vor Kapstadt mitten in der Nacht noch die Sturmfock aufziehen erschien mir auch unnötig. Ich meine, das Ding heißt nicht umsonst STURMfock – und das hier war definitiv noch kein Sturm.

Picture 29Also jetzt noch das leichte Öl aus der letzten Ecke gekramt. Erst hätte ich die Klamotten beinahe nicht erkannt, vor einem Jahr hatte ich das Schlechtwetterzeug das letzte Mal in der Hand. Dick eingepackt und mit blauen Zehen steuerte ich so dem Morgengrauen entgegen.

Die Einfahrt in den Hafen war dann zum Glück weniger kompliziert, als die Ausfahrt in Knysna. In dem False Bay Yacht Club haben wir dann auch gleich einen Platz am Steg bekommen und ein netter Mann half uns beim Anlegen. Nach dem Manöver fragte er dann nach unserem Bootsnamen und als wir ihm „Marianne“ sagten, fing er gleich an, dass sich wohl schon ein paar Leute Sorgen machen würden und wir uns unbedingt schnell anmelden sollten. An der Rezeption erzählte uns dann die nette Dame, die uns netterweise den Pärchen-Rabatt von 60 Rand, statt 40 Rand pro Person in Rechnung stellte, dass sich Lauren wohl Sorgen gemacht hätte. Nach dem wir uns einen Tag nicht gemeldet hatten, kontaktierte sie den Yachtclub und da eine Sturmwarnung mit mehr als 40 Knoten Wind am Montag herausgegeben wurde, verständigte dieser per Funk alle möglichen Menschen, nach „Marianne“ Ausschau zu halten. Von uns, mit dem anfälligen Funkgerät, blieb das natürlich unbemerkt. Aber es ist ja auch ganz schön, wenn einen die Menschen an einem fremden Ort schon kennen.

SONY DSCJetzt teilen wir uns also den Steg mit diesen netten Robben und versuchen in den nächsten Tagen ein paar Musiker zu kontaktieren. Zwei Wochen wollen wir hier bleiben, obwohl wir überlegen noch ganz nach Kapstadt zu segeln. Wie sich herausstellte, ist der F.B.Y.C. eben nicht in Kapstadt, sondern in Simons Town und bis in die Hauptstadt sind es noch mal anderthalb Stunden Zugfahrt. Wir sehen weiter und halten euch auf dem Laufenden.

Senf dazugeben