Schnell wie der Wind von Sri Lanka nach Madagaskar

Wir schreiben den 29. Tag im (B)Logbuch der „Marianne“ von Sri Lanka nach Madagaskar. Der wieder ein Mal längste Trip unserer Reise. Romantiker würden ihn als „Insel-Hopping im großen Stil“ beschreiben. In Wirklichkeit ist er aber einfach nur lang: Länger als Dosenfraß schmecken kann, Sitzmatten ihren Komfort behalten und Seemänner ohne Bier aushalten können.
Auf gar keinen Fall will ich undankbar klingen! Ich meine, in vier Wochen haben wir bereits mehr als 2000 Seemeilen zurückgelegt und auch die verbleibenden vierhundert sollten in fünf Tagen zu schaffen sein. Es sind keine Segel gerissen, wir hatten nie Flaute, Rum ist auch noch da und die Vogelscheiße ging vom Solarpanel glücklicherweise leicht abzukratzen. Aber irgendetwas kratzt noch an meiner inneren Zufriedenheit. Was ist das bloß?

Sind es die durch Schichten unterbrochenen Nächte? Der Mangel an frischem Gemüse und Auslauf? Oder das ewige Geschaukel? Ich kann es nicht genau sagen. Nur so viel: Heilung wird sich an Land, irgendwo zwischen Burger, Bier und irgendetwas anderem mit „B“ bestimmt finden.
Jetzt heißt es noch das als „Hexenkessel“ bekannte Kap d’Ambre zu umrunden. An der Nordspitze von Madagaskar soll es noch mal 15-20 Knoten mehr Wind geben. Dabei fahren wir doch schon nur mit 2x gereffter Fock. Vielleicht darf die gute Sturmfock dann doch noch ihren warmen Platz im gemütlichen Segelsack verlassen.
Also genug gejammert. Australien und Asien liegen hinter uns. Jetzt kommt Madagaskar! Begegnen wir Löwen, Zebras und Nilpferden im 11. Land unserer Reise? So wie im gleichnamigen Film? Wie sind die Menschen wohl in Afrika? Isst man hier auch mit Händen und so schön scharf? Darf man am Strand die Sonne beim Untergehen beobachten und dabei ein Bier trinken?

Ich fiebere sehnsüchtig dem Moment entgegen, wenn sich am Horizont zwischen blauem Himmel und Wellen eine gräuliche Formation dazwischen klemmt und endlich Land signalisiert. Ab dann verlassen wir allerdings auch die Sicherheit der offenen See und es wird ein wenig „gefährlich“. Auf Grund eines Festplattendefektes haben wir für Madagaskar kein detailliertes Kartenmaterial. Laut unserer Segellektüre soll es hier jede Menge Riffe und Untiefen geben. Zwar wird hier auch eine Route vorgeschlagen, aber man fühlt sich irgendwie doch sicherer, wenn man auf dem GPS ganz genau jede Untiefe „sieht“ und umfahren kann. Schließlich sind wir vor Bali und auch vor Port Moresby schon zwei Mal mit Kartenmaterial aufgesetzt. Zwar ohne Marianne beschädigt zu haben, aber das Herz blieb mir dabei trotzdem jedes Mal stehen.
Macht euch aber bitte keine Sorgen. Dafür ist es sowieso zu spät. Schließlich lest ihr ja gerade von meinen Sorgen. Und das heißt: Wir haben unbeschadet Kontinent Nummer 3 erreicht und hier kommen ein paar Bilder der Reise!

Senf dazugeben