Zwei Seemänner auf ihrem Boot

Wir haben ein Boot! Und nun?

Zwei Seemänner auf ihrem Boot
Erster Tag auf der Marianne

Wir brechen mit ungefähr 20 Kilo Übergepäck und nach einer halben Stunde Schlaf viel zu früh in Sydney auf. Doch nach zwei Flügen in acht Stunden können wir bei 35 °C im Schatten in Honiara auf den Salomonischen Inseln unsere Instrumente, Laptops und Handtücher ohne extra zu bezahlen heil in Empfang nehmen.

“Welkam!” heißt es da in Landessprache und im Point Cruz Yacht Club erwartet uns schon der vorherige Bootseigentümer. Ein Segler wie er im Buche steht: Weißes Haar, Rauschebart und ein zugekniffenes Auge, das eventuell doch noch die Umgebung ganz genau beobachtet. Während seiner Solo-Tour von Tuvalu nach Honiara hat er sich, wie sich hinterher herausstellt, durch den Zusammenstoß mit dem plötzlich herumschwenkenden Baum diverse Rippen gebrochen. Na hoffentlich passiert uns das nicht… Nach dem Genuss des leichten lokalen Bieres „SolBrew“ mit deutschen Wurzeln, geht es im Schlauchboot bei untergehender Sonne und all unseren Sachen für die nächsten zwei Jahre auf das einzige Segelschiff im Hafen: Noch „Tava“ genannt, 30 Fuß lang, mit 11 m hohem Mast, 2,08 m Tiefgang, 37,4 m² Segelfläche und stolze 35 Jahre alt. Ein wahrer Traum!

Genauso, wie die zukünftige Marianne da im Seegang hin und her schwankt, werden unsere Gemüter in der nächsten Zeit zwischen übergroßer Freude und purer Verzweiflung taumeln.

Nach der ersten Nacht ist unsere Seefestigkeit geprüft, wir neigen glücklicherweise nicht zu Übelkeit. Auf geht’s! Doch wie soll man jetzt zwei ereignisreiche Wochen zusammenfassen, die das vorherige Leben so sehr auf den Kopf stellen werden, dass man am ersten Morgen nicht mal weiß wie spät es ist? Und außerdem: Wie funktioniert der Strom an Bord, warum läuft aus einem von zwei Hähnen Wasser mit Schwefelgestank und wieso können wir unsere Sachen nirgends einsortieren, weil überall und scheinbar wahllos irgendwelches Zeug herumliegt? Wieso läuft unser Schlauchboot voll mit Wasser, sodass wir fast untergehen, weshalb stößt Marianne ständig gegen die Boje und warum zum Deuvel können wir nicht Ankern? Aus welchem Grund ist der Wind immer dann da, wenn wir nicht segeln können, geht der Motor vom Schlauchboot nicht, wenn es Hunde und Katzen regnet, und reicht die Sonnenenergie nicht aus, um alle unsere Geräte zu versorgen? Muss es denn sein, dass der Radar Reflektor vom Mast herunter fällt, Auslandsüberweisungen doch nicht so einfach funktionieren und nicht ein einziger Fisch beißt?

Auf all das werden wir nach dem folgenden Prinzip irgendwie Antworten gefunden haben: Zunächst nehmen wir uns etwas vor, dann vergeigen wir es richtig und danach wissen wir, wie der Hase läuft. Seltsamerweise, ist nichts so einfach, wie man denkt.
Doch ein Mal haben wir richtig Glück. Zufällig werden wir dem einheimischen Matthias vorgestellt, einem Grundschullehrer im australischen Busch, der gerade seine Familie in Honiara besucht. Er lädt uns zu sich ein, wo gerade sein Abschiedsfest statt findet. Zwischen 60 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen fühlen wir uns zwar etwas bleich, doch können wir wundervolle Aufnahmen von dem musikalischen Talent seines Neffen George machen. Es ist einfach phantastisch seinen Liedern zuzuhören, die im Refrain von einem Chor aller Angehörigen getragen werden! Einen Zusammenschnitt davon gibt es auf unserer Seite www.sailingconductors.com.

Nachdem wir nun fast drei Wochen an dem selben Ort verbracht haben, zieht uns ein starkes Verlangen hinaus in die Ferne. Wir haben genug von der Bar des Yacht Clubs, die doch so trefflich im ‘Lonely Planet’ Reiseführer beschrieben ist. Wir wollen weiter, “Strecke machen”, die Tage und Nächte durchsegeln und hoffentlich bald in Port Moresby, Papua-Neuguinea ankommen. Morgen legen wir dafür Lebensmittelvorräte an und finden hoffentlich doch noch jemanden, der uns die Segel flicken kann.

1.  Bericht - Woche 1 bis 3 - 28.03. bis 14.04.2011

Ein Gedanke zu „Wir haben ein Boot! Und nun?“

  1. Mein hund ist kaput ! just kidding.. 🙂 Fliegen ist nichts fur mich. Hoping on marianne with you guys is a yes coz its fun ! wow good work don’t forget to eat well !! am still learning german a little help would be appreciated LOL 🙂 love you guys pls keep safe at all time coz I’d like to see yous in one peace. <3
    Keep up the good work !!! Jesse & philipp.

Senf dazugeben